fit 2001 > Gruppenthema > Vergleich

Unterschiede bezüglich Spielergruppe/Vermarktung/Absicht etc


Um die Unterschiede der Vermarktung und der Spielergruppen von DOOM und Tombraider analysieren zu können, muß man sich mit der Motivation und den Absichten  der Spieleprogrammierer auseinandersetzen.

Der 3D-Shooter DOOM war ursprünglich das Endprojekt bei der Entwicklung einer neuen 3D- Engine, die für die damalige Zeit revolutionär war. Im Vordergrund stand das Vorführen dieser neuen Technik, die einen Meilenstein in der Geschichte der Computerspiele bedeuten sollte. Ein Teil des Erfolges lag in der Distribution per Shareware. Ein Drittel des Spiels gab es umsonst im Internet zum Herunterladen und bestellt wurde direkt bei id - ohne Zwischenhändler. Weiters wurde ein eigener Level-editor vertrieben, in dem jeder seine eigenen Levels kreieren konnte.
Die Zielgruppe waren eindeutig Freaks und Jugendliche, die damals schon einen Computer besaßen. Die Geschichte steht sehr im Hintergrund, ebenso die verschiedenen Charaktere.

Ganz anders war die Entwicklung von Tombraider. Von der Technik her gab es eher wenige Neuerungen, dafür stand bei Eidos eine riesige Marketing- und Merchandising Maschine hinter dem Spiel.
Die Heldin Lara Croft erhält ein unnatürlich weibliches Aussehen, das den Fantasien einiger Männer entspricht und v.a. bei  Jugendlichen auf große Begeisterung und Gefühlsüberschwang stößt, bei anderen jedoch auf tiefe Ablehnung. Die Biographie von Lara Croft und die Geschichte in TombRaider spielt eine zentrale Rolle: Sie beschreibt die typischen, zentralen Probleme eines heranwachsenden Jugendlichen, die Loslösung von der Familie, die Suche nach einem Vorbild, problematisiert das Verhältnis zur elterlichen Autorität.
Diverse Accessoires zu Lara Croft wie Kalender, Actionfiguren, Auftritte in Musikvideos und Werbespots, Rucksäcke, Handtücher, Bettwäsche, Essensbox, Armbanduhren, Wecker, Hosen, Patschen, Puzzles, Screensavers, T-Shirts etc. verkaufen sich ebenso wie die nur minimal veränderten Nachfolger 2 bis 4 wie die sprichwörtlichen "warmen Semmeln". Für die weiblichen Fans gibt es zwei Mal jährlich ein >[Lara-Croft-Competition Camp], wo man seine besten Bilder im Lara-Croft-style einschicken kann. Die Gewinnerin wird das neue Lara Croft Model. Alle anderen Fans, die nicht wie Lara aussehen können, dürfen einen eigenen Charakter (Freund/Feind) wählen, zu dem sie auch eine Charakterisierung schreiben müssen.
Da sexy Aussehen macht sich auch in den rankings von den "game-babes" bemerkbar: Lara Croft hat einen fixen Platz unter den Top10 und wird umrandet von diversen >[Liebesgedichten und Leidenschaftserklärungen].
Beide Spiele sind Kult, aber das kann nicht genug betont werden aus ganz anderen Gründen. Niemand wird auf die Idee kommen, dem Hauptakteur von Doom die Rolle eines virtuellen Stars zuzusprechen. Niemand wird sich ernsthaft Gedanken über eine Hintergrundgeschichte für Doom machen. Bei Doom ist das Spiel an sich der Kult, die Technik und ebenfalls ein wichtiger Unterschied  zu Tomb Raider jene Leute, die diese Technik ermöglichten. Romero, Carmack (zwei der Designer von id-Software)... klingende Namen in den Ohren von Freaks. Wie heißen die Designer von Tomb Raider IV? Genau genommen egal, denn ohne ihre Leistung schmälern zu wollen kein Freak, aber auch sonst niemand wird Ihnen Kultstatus zusprechen. Auch die Spielereihe von Tomb Raider hat nicht wirklich Kultstatus (am ehesten vielleicht noch der erste Teil, weil damit der Mythos Lara Croft geboren wurde); Den genießt einzig und allein die vielfach zitierte Hauptdarstellerin Lara Croft selbst.
So unterschiedlich der "Kult" bei beiden Spielen ist, so unterschiedlich ist auch das Zielpublikum: Prinzipiell lässt sich sagen, dass TombRaider auf eine ganz andere Zielgruppe als Doom anvisiert. Die damaligen Fans von Doom gehören eher den >[Lara-Hassern] an, die auch ihre
>[(schlechte) Meinung] im Netz veröffentlichen.
Was ist nun genau die Zielgruppe jedes der beiden Spiele? Doom wurde vereinfacht gesagt von Freaks für Freaks geschrieben. Natürlich, es bedurfte keiner Programmierkenntnis, um es spielen zu können und es wurde auch nicht ausdrücklich verboten, es vor Einbruch der Dunkelheit zu spielen (was ja bekanntlich für echte Computerfreaks erst jene Zeit ist, an welcher der Tag so richtig beginnt), aber doch waren die Zielgruppe vorwiegend Leute, welche die Leistung der Grafikengine zu würdigen wussten und sich nicht vom vielen Blut abschrecken ließen. Zudem war es seitens des Herstellers ausdrücklich erwünscht, selbst kreativ zu werden und beispielsweise neue Levels zu gestalten, Sounds auszuwechseln, etc. Somit belief sich die Zielgruppe auf vorwiegend Jugendliche, die sich verhältnismäßig gut mit dem Computer auskennen. Tomb Raider IV zielt hingegen darauf ab, den Hype rund um Lara Croft zu verlängern und ihm neuen Nährboden zu geben. Ziel des Spiels ist es für den Hersteller, möglichst viel Kapital aus dem Mythos Lara Croft zu schlagen, weswegen Freaks die ja wie schon erwähnt eher zu den Lara Hassern zählen definitiv nicht als Zielgruppe anvisiert waren, da diese eher dazu tendieren, Spiele zu kopieren, als sie zu kaufen. Die Zielgruppe waren alle, die schon jetzt von Lara Croft begeistert sind und jene, die sich eventuell noch begeistern lassen. Dazu zählen vor allem männliche Anwender, also Leute, die den Computer zwar verwenden, aber man doch nicht als Freaks bezeichnen kann. Letztere lehnen die Tomb Raider Reihe sicher nicht zuletzt genau wegen des Kommerzgedankens des Herstellers ab.

Weiterführende Informationen


>[Mastergamer]
.... Umfangreiche Spieleseite
>[ Lara Croft: Tomb Raider]
.... Trailer zum Film.
>[ The Last Revelation - TR4]
.... Detaillierte Informationen zus Laras Bewegungsabläufen.
>[ DOOM Cheats]
.... Insiderpage zu DOOM

>Entstehung | Ausbreitung | Verlierer | Vergleich | Sicherheit | Onlinegaming | Auswirkungen | Interaktiv | Zukunft