fit 2002 > Modellierung > Entstehungskontext > User Modeling

Ursprüngliche Problemstellung



Eine der Grundideen hinter User Modeling ist es, die Interaktion zwischen Mensch und Maschine zu vereinfachen. Dazu soll der Computer ein Modell des Benutzers mitsamt seinen Zielen, Plänen und eventuell falschen Vorstellungen haben.
Dieses Modell soll von der Maschine genutzt werden, um zum Beispiel dem Benutzer Hilfestellungen zu leisten, wenn dieser sie braucht. Falls aber ein Anwender keine Hilfestellungen braucht, soll dies das System auch erkennen und ihn nicht unnötig mit dem Anbieten von Hilfe stören (wie das in etwa die "Büroklammer" macht).
Weiters soll das Modell dazu verwendet werden dem User die Eingabe zu erleichtern. Das bedeutet, dass sich das User Interface an die Fähigkeiten des Benutzers anpasssen können sollte. Zum Beispiel können Funktionen, die vom Benutzer nicht verwendet werden, ausgeblendet werden [z.B. weil er keine Berechtigung dazu hat, oder weil er sich (noch) nicht gut genug mit dem System auskennt].
Auch die Interpretation der Usereingaben ist ein wichtiger Punkt, um den Umgang mit Computern zu vereinfachen. Anhand der Einschäzung des Computers über die Fähigkeiten des Users sollen auch die Fehlermeldungen angepasst wedern, z.B. für ungeübte User eine einfache Erklärung angeben warum dieser Fehler aufgetreten ist, oder angeben was der User machen soll um diesen Fehler zu vermeiden.
Mit Hilfe des Benutzermodells soll es dem Computer auch möglich sein den Benutzer bei der Suche nach Information zu unterstützen. Das System soll eigenständig entscheiden können, woher es die gesuchte Information bekommt, und welche der gefundenen Ergebnisse für den User relevant sind.

Kurz gesagt: Es soll dem Computer möglich sein, vorzudenken was der Benutzer will.


Weltbild der Entwicker und Ideengeschichtliche Einflüsse


Die Benutzerschnittstellen waren an die Maschine angepasst, nicht an die Arbeits- und Denkweisen der Benutzer. Daher war es nicht leicht möglich einen Computer zu verwenden, ohne ihn zu verstehen. Es wurde also vom Benutzer ein grosses Vorwissen verlangt, was Syntax und Semantik der Eingabe betraf.

In den 70er Jahren fanden Computer eine immer grössere Verbreitung und wurden dadurch immer mehr Menschen zugänglich. Dadurch stieg natürlich auch die Anzahl der Benutzer die - ohne technisches Hintergrundwissen über Computer - mit diesem arbeiten.
Mit dem Usermodelling wollte man darauf eingehen, dass ein User meist ein System nur verwenden, aber nicht das System dahinter verstehen will.

Zur gleichen Zeit gab es auch einen "Hype" in der AI, vor allem im Bereich der Verarbeitung natürlicher Sprache. Daher beschäftigten sich viele Entwicker damit, und man war der Meinung, dass es Computern bald möglich sein wird in natürlicher Sprache zu kommunizieren. Dies stellte sich zwar schnell als falsch heraus, aber während des Hypes wurde auch die Entwicklung von User Modeling, vor allem im Bereich der Dialogsysteme, gefördert. In diesem Bereich will man Systeme schaffen die intelligent auf die Eingaben des Users reagieren können. Ein gutes Beispiel dafür findet sich im Artikel von J. F.Allen (1983) "Recognizng Intentions from Natural Language Utterances":

User: When does the Montreal tran leave?
System: 3:15 at gate 7.

Daraus, dass der User nach der Uhrzeit der Abfahrt fragt, schliesst das System, dass der User nichts über die Abfahrt weiss und gibt ihm zusätzlich den Bahnsteig an, obwohl dieser nicht explizit danach gefragt hat.


Umfeld der Entwickler


Die ersten Entwicklungen in Richtung User Modeling stammten vor allem aus dem Bereich der AI und der Linguistik.
Ursprünglich kamen die Entwickler aus einem akademischen Umfeld, aber schon nach kurzer Zeit hat das User Modeling seine Anhänger im komerziellen Bereich gefunden. Hier sah man vor allem die Vorteile z.B. von gezielter Werbung und gezielter Vorauswahl von Produkten anhand der Benutzerpreferenzen. Eines der ersten Systeme zur erstellung eines Benutzermodells wurde im Rahmen einer Doktorarbeit von Elaine Rich im Jahre 1979 geschrieben. Hier stellte der Computer dem Benutzer einige Fragen, durch deren Beantwortung auf die Fertigkeiten des Benutzers geschlossen werden konnte.

In den Anfangsphase der Entwicklung des User Modeling, wurde in den verschiedenen Anwendungsbereien unabhängig entwickelt. Diese waren:

  • Intelligente Hilfesysteme
  • Intelligent Tutoring Systems
  • Dialogsysteme
  • Mensch-Maschine Interface
Zwischen den Bereichen gab es nur eine geringe Zusammenarbet der Entwicker, weshalb User Modeling sich nicht überall gleich schnell entwickelte.

Weiterführende Informationen


>[UMAI]
"Ten Year Anniversary Issue" des Magazins: "USER MODELING AND USER-ADAPTED INTERACTION". Rückblick auf die Entwicklung des User Modling und User-Adapted Iteraction
> [Generic User Modeling Systems] Behandelt die Entwicklung von Generic User Modeling Systems
> [User Modeling in Dialog Systems] Einführung in User Modeling in Dialogsystemen

Verweise auf Arbeiten anderer gruppen


>Entstehungskontext@Intelligente Maschinen(AI) Kurze Einführung in die Entstehung der AI, die einen großen Einfluß auf die Entstehung des UM hatte
>Entstehungskontext@Intelligente Maschinen(Kommunikationspartner) Natürliche Sprachverarbeitung sind die Grundlage für Dialogsysteme
>Data Mining & Data Warehousing@Wissensmanagement automatisiertes Sammeln von User-Daten

>Entstehungskontext | Konzepte und Techniken | Entwicklung und Auswirkungen | Praxis | Bewertung