fit 2002 > Softwareentwicklungsmodelle > Bazaarmodell >
Entstehungskontext > Ursprüngliche Frage/Problemstellung und Vorgeschichte
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Überblick
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"Hello everybody out there using minix -
I'm doing a (free) operating system (just for a hobby,
won't be big and professional like gnu) for
386(486) AT clones." >Linus Torvalds on comp.os.minix, 1991
Im Jahr 1991, als Linus Torvalds das "magische" Posting auf der comp.os.minix Newsgroup schrieb,
gab es bereits Open Source Projekte, die größten davon waren die des
>[GNU Projekts] unter der GPL (GNU Public License).
Was war nun an Linux und seiner Entwicklung so neu? Im nachfolgenden Text wird nun versucht darauf einzugehen.
>Die Kathedrale...der Cathedral Entwicklungsstil
>Der Bazaar...Software Entwicklung als Party
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Die Kathedrale
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Im Jahr 1991 gab es bereits Freie Software Projekte, die Idee Richard M. Stallmans, Software
inklusive Source Code zum Allgemeingut zu machen, hatte bereits in gewissen Kreisen gegriffen.
Hilfreich war, dass die beiden grössten Projekte der
>[Free Software Foundation] (FSF) - die Stiftung,
die hinter dem GNU Projekt steht - gerne von Entwicklern verwendet wurden.
Gemeint sind damit der GCC (GNU C Compiler) sowie GNU Emacs
(ein Textverarbeitungsprogramm unter Unix).
Obwohl Emacs gerne benutzt wurde (und wird), gab es damit Probleme. Prinzipiell betrachtete
Richard M. Stallman GNU Emacs als "sein" Projekt und obwohl der Sourcecode frei war, war er sehr
zurückhaltend wenn es um die Integrierung von Änderungen durch andere Leute ging.
GNU Emacs wurde so entwickelt, wie ein Haus oder eine Kathedrale gebaut wird - ein Team von
wenigen Entwicklern schrieb das Programm (mit Richard M. Stallmann als Koordinator) und gab in
größeren Zeitabständen Releases herraus - quasi eine Entwicklung nach "klassischen" Modellen
Dabei ergaben sich 2 Probleme:
- Neue und von den Usern gewünschte Features liessen auf sich warten
- Releases verspäteten sich extrem.
Diese Probleme und Richard M. Stallmans Weigerung, Aufgaben in der GNU Emacs Entwicklung an fähige
Leute zu deligieren, führten im Jahr 1994 unter anderem zu einer Teilung der Codebasis von GNU
Emacs in GNU Emacs und >[XEmacs] (und zu einem
heftigen Streit).
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Der Bazaar
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Linus Torvalds handhabte die Entwicklung von Linux genau entgegengesetzt zu GNU Emacs. Der
Sohn von zwei Journalisten finnischer Herkunft, verhielt sich eher wie der Gastgeber auf einer
Party.
Wer etwas sinnvolles zum Kernel beitragen konnte wurde akzeptiert und sein Source Code inkludiert.
Somit war ein ständiges kommen und gehen bei der Entwicklung des Kernels zu sehen - ähnlich wie
auf einer Party.
Weiters folgte die Entwicklung des Linux Kernels dem "Release early, release often" Prinzip.
D.h. Linus Torvalds gab oft sogar mehrmals am Tag eine Release herraus und verliess sich auf seine
Mitentwickler, wenn es darum ging, Bugs zu finden.
Diese Kombination der Umstände zog binnen kürzester Zeit eine Menge von Hobby Programmieren an,
die alle an dem Projekt mitarbeiten wollten.
Somit besteht die grosse Neuerung an Linux auch auf einer sozialen Ebene. Dass die grosse Anzahl an
Entwicklern, als auch der chaotische Entwicklungsstil, das Bazaar Modell zu einem stabilen
Betriebssystem führten überraschte damals sämtliche Entwickler, die zuvor bei diversen Open Source
Projekten tätig gewesen waren.
Es ist nochmals wichtig zu betonen, dass das Bazaarmodell nicht entwickelt wurde sondern
sich aus den Umständen wie Linux entwickelt wurde und dem >Umfeld um die Linux Entwicklung ergab.
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Weiterführende Informationen
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>[Eric S. Raymond, The Cathedral and the Bazaar].
Artikel zur Softwareentwicklung im Open Source Bereich, definiert die Begriffe Cathedral und Bazaar
>[Emacs and XEmacs]. Auszug aus einem Artikel über Richard M. Stallman von Nikolai Bezroukov, poträtiert die Probleme mit der GNU Emacs Entwicklung und den Fork, der zur Entstehung von XEmacs führte.
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Verweise auf Arbeiten anderer gruppen
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Community Programming@Produktionsverhältnisse Erläutert detailiert die Geschichte des GNU Projekts und die Idee hinter freier Software.
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>Entstehungskontext | Konzepte und
Techniken | Entwicklung und
Auswirkungen | Praxis | Bewertung
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Für den Inhalt verantwortlich: Stefan Fuchs, E881, 9627123 |