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Der Prozeßgedanke


Eines wenn nicht sogar das zentralste Konzept des Workflow Managements ist der Prozeßgedanke. Die Arbeitsabläufe werden analysiert und dienen als Basis für die Definition von Prozessen, die beschreiben, wie ein Arbeitsablauf durchgeführt werden soll. Nun ist es wichtig zu unterscheiden, mit welchen Arten von Prozessen sich das Workflow-Management beschäftigt. Hier kann man 3 Arten von Prozessen unterscheiden:

  • Materielle Prozesse
    Die sogenannten materiellen Prozesse beschäftigen sich mit der traditionellen Standardinterpretation von Arbeit. Ausgehend von gewissen Rohmaterialien wird ein Werkstück produziert. Derartige Prozesse finden ihre Anwendung zum Beispiel in Fabriken in der Form von Fließbändern und Fertigungsstraßen. Insofern haben derartige Prozesse auch die längste Tradition.

  • Informationelle Prozesse
    Diese Prozesse beschäftigen sich mit dem Informationsfluß in einem Unternehmen oder einer Organisation. Verglichen mit den materiellen Prozessen ist die Erforschung informationeller Prozesse noch sehr jung. Erst in den letzten Jahrzehnten haben sich Firmen mit der Identifizierung, dem Studium und der Optimierung ihrer Informationsflüsse beschäftigt. Heute leben wir im sogenannten Informationszeitalter, dementsprechend ist heutzutage auch ein großer Teil der Arbeitswelt ausschließlich mit Information und deren Vermittlung verbunden. Allerdings wird die durch Prozesse gesteuerte Information nun oft benutzt, um materielle Prozesse voranzutreiben und zu steuern.

  • Menschliche Prozesse
    In letzter Zeit wurde es immer deutlicher erkennbar, daß die Nutzung von Informationstechnologien nicht ausreicht, um die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens zu erhalten. Diese Art von Prozessen beschäftig sich mit der Koordination von Menschen und Organisationen unter Bedachtnahme auf die sozialen Aspekte der zwischenmenschlichen Interaktion. Diese Koordination wird durch das Treffen von Vereinbarungen und Kompromissen erreicht. Genau wie Informations-Prozesse zum Vorantreiben materieller Prozesse genutzt werden können, können menschliche Prozesse zur Koordination und Steuerung von Informationen und materiellen Prozessen verwendet werden. In kommerziellen Organisationen werden menschlichen Prozesse oft auch Business Prozesse genannt.

All diese Arten von Prozessen sind in erster Linie organisatorischer Natur, nehmen also Einfluß auf die Organisation von Arbeit beziehungsweise oft auch auf die Organisationsstruktur eines Unternehmens.

Für alle diese Prozesse, vor allem aber im Bereich der informationellen Prozesse, wurden und werden Workflow Modelle gebildet. Für materielle und informationelle Prozesse bestehen auch, oft schon seit langem, sehr gute solche Modelle. Allerdings nehmen diese Modelle selten Rücksicht auf die Zufriedenheit des Anwenders des Prozesses. Um dies nun mit in Betracht zu ziehen ist es notwendig, neue Modelle zu kreieren, die auch die menschliche Komponente, und damit die menschlichen Prozesse, miteinbeziehen.

Weiterführende Informationen


>[Workflow] Center for the New Engineer, George Mason Universität, Workflow Module
>[WFMC] Workflow Management Coalition
>[BPE] Web-Seite der Vorlesung Business Process Engineering

Verweise auf Arbeiten anderer gruppen



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