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Push-Technik




Wiederentdeckte Push Technologie

Die Geschichte vom Aufstieg und Fall der Push-Technik lässt sich grob in drei Phasen einteilen. Der Ansatz, Internet-Inhalte dem Nutzer automatisch auf den Desktop zu liefern, statt ihn danach aktiv suchen zu lassen, war 1997 absolut »Hype«. Firmen wie Pointcast, Marimba, Backweb oder Tibco, die entsprechende Lösungen anboten, wurde von IT-Fachleuten und Börsenexperten eine große Zukunft vorausgesagt. Auch Microsoft, Oracle oder Netscape, brachten entweder eigene Push-Software auf den Markt oder wollten als Anbieter von Web-Inhalten das große Geld machen. Microsoft und Netscape integrierten Push-Funktionen sogar in ihre Web-Browser »Internet Explorer 4« beziehungsweise »Netscape 4«.

Ende 1998 wendete sich das Blatt. Offenbar hatten viele Anwender genug davon, mit Informationen überschwemmt zu werden. Plötzlich galt Push als nutzlos, als Bandbreiten-Fresser, als »Lösung auf der Suche nach einem Problem«, wie es ein US-Fachjournalist nannte. Bergab ging es auch mit den meisten Unternehmen, die in diesem Markt aktiv waren. Pointcast beispielsweise, für das einmal 450 Millionen Dollar geboten worden sind, ging für lediglich sieben Millionen Dollar an einen neuen Besitzer.

Heute ist die Push-Technik offenbar dabei, ihren Platz in der DV-Landschaft zu finden: weniger als »Daten-Pipeline«, über die Internet-User flächendeckend mit (Werbe-)Botschaften »zugemüllt« werden, sondern im Business-Umfeld. Unternehmen wie Siemens, Compaq oder British Telecom setzen die Push-Technik beispielsweise ein, um ihre Mitarbeiter oder Partner über Intra- oder Extranets automatisch mit wichtigen Informationen zu versorgen.

Informationssystem bei Siemens

Zu den Unternehmen, die Push-Techniken im internen Netz einsetzen, gehört der Bereich ICN der Siemens AG. Ihm gehören rund 60 000 Mitarbeiter an, von denen 9 000 im Vertrieb tätig sind. Dort wurde die Lösung von Backweb installiert. Diese Firma ist einer der Pioniere auf dem Gebiet Push-Programme. Die aktuelle Produktpalette besteht aus der Basissoftware »Backweb Foundation«. Sie stellt Server und Entwicklungs-Tools zur Verfügung, außerdem Funktionen für die Verwaltung der Informationskanäle, das Bandbreitenmanagement und die Absicherung der Kommunikation.

Darauf setzen Module auf, die für spezielle Anwendungsfelder entwickelt wurden. Dazu gehören der »Sales Accelerator« und der »Service Accelerator«, die auf die Anforderungen von Verkaufs- beziehungsweise Dienstleistungsabteilungen zugeschnitten sind. Beide Programme dienen beispielsweise dazu, Preislisten, Marketingunterlagen oder schlichtweg wichtige Informationen an die Mitarbeiter oder Partner weiterzugeben.

Diese Funktionen nutzt auch die Vertriebsabteilung von Siemens. Ziel des Unternehmens war es, die Informations-Holschuld der Mitarbeiter in eine Bringschuld umzuwandeln. Das heißt, der User sollte nicht mehr genötigt werden, selbst das Informationsangebot daraufhin »abzuklappern«, ob sich für ihn relevante Änderungen ergeben hatten.

Außerdem wollte der Konzern mit Hilfe der Push-Lösung das Informationsangebot besser strukturieren. Dazu verteilte er die Daten auf unterschiedliche Kanäle. So stehen Channels mit Geschäftsberichten, Details zu neuen Produkten oder Informationen über Konkurrenten zur Auswahl. Ein Kanal ist für alle Nutzer obligatorisch. Über ihn laufen besonders wichtige Mitteilungen. Trifft eine solche »Blitznachricht« ein, erscheint automatisch auf dem Bildschirm des Anwenders ein Benachrichtigungsfenster.

Zu den Informationen höchster Priorität zählen beispielsweise die »SAP Hot News«. Über einen entsprechenden Kanal erfahren die Mitarbeiter innerhalb von fünf Minuten, wenn Probleme mit SAP-Anwendungen auftreten. Diese Meldungen muss der Empfänger aktiv wegklicken, sprich er kann sie nicht ungelesen »entsorgen«. Dieses Prozedere hat nach Angaben des Projektverantwortlichen dazu geführt, dass die Hotline deutlich entlastet wurde, weil die Mitarbeiter besser informiert sind und die Support-Leute nicht sofort mit Anrufen bombardieren, wenn sich ein SAP-Programm anders als gewohnt verhält.


Weiterführende Informationen


>[ Dokumentation zu Push Technologie]
>[ Push-Technik zur Übertragung von Virus-Updates]
>[ Einsatz von Push-Technik im Intranet - Bringen statt holen]

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