fit 2001 > Browser > Ausbreitung

Autoren: Christian Asinger und Werner Bruckner; Tutor: Stephan Wright
 

Überblick

 
Die Entwicklung und Ausbreitung der Browser
Die Entwicklung der Browser wurde im März 1989 durch einen Mann namens Tim Berners-Lee in Gang gesetzt. Berners-Lee arbeitete am CERN, einem europäischen Energieforschungsinstitut mit Mitgliedern in verschieden Ländern. Um ihr, durch die großen Entfernungen bedingtes, Kommunikationsproblem zu lösen, schlug Berners-Lee eine Methode vor, um Dokumente für die Forscher einfacher verfügbar zu machen. Es handelte sich dabei um die sogenannte "Hypertext-Markup Language" und das "Hypertext Transfer Protocol". Zusammen sollte das System "World Wide Web" heissen. Das erste Programm, mit dem man auf dieses System zugreifen konnte, wurde von Berners-Lee selbst geschrieben und ebenfalls "World Wide Web" genannt.


Screenshot des "World Wide Web"

Anfangs wurde es jedoch von den Mitarbeitern nur zögerlich angenommen und fristete ein Schattendasein. "UseNet" und "Gopher" waren bei weitem poulärer. Im Jänner 1993 belegte die Datenübertragung übers WWW den 127. Platz (gemessen in übertragenen Bytes). Nach und nach wurden aber immer mehr Webserver installiert und noch im Laufe des selben Jahres (August), wurde Platz 13 erreicht - ein 41400% Aufschwung.
Das war jedoch erst der Anfang. Zu Beginn bestand "Web Space" nur aus Text und einer Kommandozeile. Es war nicht besonders ansprechend und für ungeübte User schwer vom "Gopher" System zu unterscheiden.Der wirkliche Durchbruch ist der grafischen Benutzeroberfläche (dem GUI) zu verdanken. Diese Benutzeroberfläche war der "Web Browser".
Das NCSA (National Center for Supercomputing Applications) entschied die Entwicklung eines Multimedia-Interface für das Web in Auftrag zu geben. Man war sich darüber im klaren, dass das "Hypertext Gerüst" des Web im Gegensatz zu Gopher weit überlegen war. Es brauchte nur einige Multimedia-Spielereien um den Leuten sein Potential zu verdeutlichen. Also wurde die "Software Design Group" ins Leben gerufen, die einen Multiplattform-Webreader oder "Browser" erstellen sollte. Die Designer nannten ihn "Mosaic", denn das ist es, was er war: ein Mosaik von Text, Audio und Bildern.


Screenshot des "Mosaic"

Noch im Jahr 1993 wurden Beta-Versionen veröffentlicht. Sie waren gratis, da das NCSA vom Team verlangte, auf die Bedürfnisse sowohl der akademischen "Non Profit"-Organisationen, als auch der kommerziellen und privaten Sektoren Rücksicht zu nehmen. Deshalb wurde auch im selben Jahr das Net für kommerzielle Zwecke geöffnet.
Das leicht zu erlernende und einfach zu bedienende System ermöglichte einen sofortigen weltweiten Boom. Der Bekanntheitsgrad stieg rasant an, und tausende neuer Seiten gingen monatlich online, da jeder von nun an seine eigene Homepage weltweit publizieren konnte. Mosaic war das dominierende Web-Interface. Es gab keine Konkurrenz. 
Sechs Monate später verließ der Mosaic Mitentwickler Marc Andreessen die NCSA und gründete zusammen mit Jim Clark, dem Gründer von Silicon Graphics eine neue Firma genannt "Netscape Communications". Was sie anboten war ein neuer Browser, genannt "Navigator".


Screenshot des "Netscape Navigator 1.1"

Der Navigator erreichte noch mehr Popularität als Mosaic, weil er mehr konnte. Besseres Layout, mehr Möglichkeiten und man überlegte E-Mail und Newsreader in das Programm zu integrieren. Ein Großteil der Mosaic-User verwendeten nun den Navigator und ermöglichten der jungen Firma einen ungeahnten Aufschwung. Am 9. August 1995 ging man an die Börse. Die Aktien waren um 28$ erhältlich und überschritten die 70$ Marke innerhalb kürzester Zeit. Netscape hatte einen unschlagbaren Vorsprung im Browser-Geschäft. Umfragen zeigten, dass die Firma ca. 80-85% Marktanteil hatte. Mosaic war zweiter mit ungefähr zehn Prozent.
Zu dieser Zeit waren Adreessen und Clark überall in der Presse mit allen möglichen Visionen über die Zukunft der Web-Browser vertreten. Unter anderem wurde vorgeschlagen, den Browser weiter in das Betriebssystem zu integrieren. Dieses Statement ließ sämtliche Alarmglocken in der "heiligen Bastion" des Betriebssystems läuten - Microsoft. Am 7. Dezember 1995 hielt Bill Gates eine Ansprache, in der er erklärte, Microsoft überdenke seine Beziehung zum Internet. Microsoft studierte Netscapes Modell und fand heraus, dass man es nicht nur nachahmen, sondern sogar verbessern konnte. Im Großen und Ganzen beruhte Netscapes Erfolg auf dem Plan, ein Produkt gratis zu vergeben, um einen enormen Marktanteil zu erreichen und Konkurrenz zu verhindern. Dann, zu einem passenden Zeitpunkt, würde man von den Kunden verlangen, für neue Versionen zu bezahlen. Und der Plan funktionierte - zumindest bis die zu allem entschlossene Konkurrenz aus Redmont auftauchte.
Ein minderwertiges Produkt gratis zu vergeben bewirkt jedoch nicht viel, doch genau das waren die ersten zwei Versionen von Microsofts "Internet Explorer". Netscape musste sich keine Sorgen machen. Diese Situation änderte sich jedoch schlagartig mit dem Erscheinen der Version 3.0, die durchaus konkurrenzfähig war.


Screenshot des "Microsoft Internet Explorer 5.5"

Inzwischen hat sich die Marktsituation für Netscape ins genaue Gegenteil verkehrt. Momentan verwenden nur noch etwa 10-15% der User den Navigator während Microsoft ca 80% Marktanteil hat. Der klägliche Rest wird hauptsächlich vom alternativen Browser "Opera" für sich beansprucht. Als die Produkte im Laufe der Zeit weiterentwickelt wurden, wurden sie sich auch immer ähnlicher. Keine der beiden Firmen schreckte davor zurück, etwas zu kopieren, was die andere Firma hatte. Was letztendlich dazu führte, dass sich Microsoft mit dem Internet Explorer gegenüber dem mehr oder weniger gleichwertigen Navigator von Netscape durchsetzen konnte, war das Ausnützen eines Vorteils, den Netscape nie haben konnte. Man verkehrte Andreessens Vision, den Browser zum Betriebssystem zu machen, ins genaue Gegenteil, indem man den Internet Explorer in Windows integrierte und so eigentlich das Betriebssystem zum Browser machte.


Screenshot des "Opera 3.6"

Microsoft verließ sich darauf, dass die Masse der Windows Benutzer den mitgelieferten Browser verwenden würde. Netscape dagegen zählte auf seine langjährigen Navigator Benutzer und darauf, dass diese auch ihrer "Browsermarke" treu bleiben würden. Unglücklicherweise für Netscape ist der Prozentsatz der zukünftigen Internetsurfer, die Windows bereits installiert haben sehr hoch. Der Anteil der zukünftigen Internetbenutzer, die Netscape bereits vorinstalliert haben ist so gut wie null. Microsofts Strategie war es also seinen Marktanteil durch Internet-Neulinge zu erreichen, die mit den frühen Tagen des Web nichts zu tun hatten - und damit auch nichts mit Netscape. In Verbindung mit dem massiven Einsatz von finanziellen Mitteln durch Microsoft - man investierte mehr in die Entwicklung des IE 4.0, als in Windows 95 - befindet sich Netscape in einer aussichtslosen Situation.

Was ist also das Ergebnis dieses "virtuellen Wettrüstens"? Was bringen uns die neuen "Superbrowser"? Existieren sie nur der Konkurrenz wegen? Oder ist es eine Kommunikationsrevolution? Es ist beides.
Keiner der Hersteller kann die Features des Konkurrenzprogrammes ignorieren. Und das macht die Browser "riesig", sowohl vom Funktionsumfang, als auch von der Installationsgrösse her. Aber wie Netscape regelmäßig betont, bevorzugten die Benutzer während der gesamten Browsergeschichte immer schon eine Gesamtlösung. Eine Applikation, die alles ermöglicht. Sie wollten kein separates E-Mail Programm, keinen separaten Newsreader usw. Dies ist ein Trend, der wohl nicht so schnell enden wird, denn es gibt einen weitaus größeren Konflikt, der weit über Netscape und Microsoft hinausgeht. Welche Technologie wird im Stande sein, die Medien zu übermitteln, wenn sie einmal alle durch ein gemeinsames Interface transportiert werden? Egal ob Bücher, Radio, Filme usw. Falls Computer diese Technologie ermöglichen werden, werden die Web-Interfaces noch weitaus benutzerfreundlicher und spektakulärer werden müssen. Und das ist der Dreh- und Angelpunkt der Browserentwicklung.



Quellen:
http://www.blooberry.com/indexdot/history/browsers6.htm
http://sunmedoc1.informatik.tu-muenchen.de:1111/Books/tolksdorf/kap1/node2.html
http://www.microsoft.com
http://www.netscape.com
http://spot.fho-emden.de/alge/museum/programme.htm
http://www.rvs.uni-hannover.de/arbeiten/studien/sa-lschuette-html/node9.html
http://browserwatch.internet.com/browsers.html


BROWSER TIMELINES


 Internet Explorer
1.0  Final   Aug. 1995

2.0  Beta 1   Oct. 1995
Final   Nov. 1995

3.0  Alpha 1   Mar. 1996
Beta 1   May. 1996
Beta 2   Jul. 1996
Final   Aug. 1996
3.01
Update
  Oct. 1996

4.0  Beta 1   Apr. 1997
Beta 2   Jul. 1997
Final   Oct. 1997
4.01
Update
  Nov. 1997

5.0  Beta 1   Jun. 1998
Beta 2   Nov. 1998
Final   Mar. 1999

5.5  Beta 1   Dec. 1999
Final   Jul. 2000
 
 Mosaic
1.0  Final   Nov. 1993

2.0  Alpha 1   Jan. 1994
Alpha 2   Feb. 1994
Alpha 3   Apr. 1994
Alpha 8   Dec. 1994
Beta 1   Mar. 1995
Beta 4   Apr. 1995
Final Beta   Jul. 1995
Final   Oct. 1995

2.1  Final   Jan. 1996

3.0  Beta 2   Apr. 1996
Final   Jan. 1997

Mosaic Ends
 
 Netscape
1.0  Beta 1   Oct. 1994
Final   Dec. 1994

1.1  Beta 1   Mar. 1995
Final   Apr. 1995

1.2  Beta 1   Jun. 1995
Final   Jul. 1995

2.0  Beta 1   Oct. 1995
Final   Mar. 1996

3.0  Beta 1   Apr. 1996
Beta 5   Jul. 1996
Beta 7   Aug. 1996
Final   Aug. 1996

4.0  Beta 1   Dec. 1996
Beta 2   Feb. 1997
Beta 3   Apr. 1997
Beta 4/5   May. 1997
Final   Jun. 1997
4.01-08
Updates
  Jun 97-
Nov. 98

4.5  Beta 1   Jul. 1998
Beta 2   Sep. 1998
Final   Oct. 1998
4.51
Update
  Mar. 1999
4.6
Update
  May. 1999
4.7
Update
  Sep. 1999

6.0  Beta 1   Apr. 2000
Beta 2   Aug. 2000
Beta 3   Oct. 2000
Final   Nov. 2000
 
 Opera
1.0  NA   NA

2.0  NA   NA

2.1  Beta 1-3   Sep.-Nov. 96
Final   Dec. 1996
2.12
Update
  Feb. 1997

3.0  Beta 1-11   Sep.-Dec. 97
Final   Dec. 1997
3.1
Update
  Feb. 1998
3.21
Update
  Apr. 1998

3.5  Beta 1-10   Jul.-Oct. 98
Final   Nov. 1998
3.51
Update
  Dec. 1998
3.6
Update
  Jun. 1999
3.61
Update
  Dec. 1999

4.0  Beta 1   Mar. 2000
Beta 2   Apr. 2000
Beta 3   Apr. 2000
Beta 4   May. 2000
Final   Jun. 2000
Weiterführende Informationen

> Liste aller existierenden Browser (A-M)
> Liste aller existierenden Browser (N-Z)
> Browserstatistik von 1999
> aktuelle Browserstatistik 1
> aktuelle Browserstatistik 2
Verweise auf Arbeiten anderer Gruppen

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