Die konzeptionelle Lösung : Organisational-Memory-Systeme
Bereits seit den 60er Jahren ist die organisationale Wissensbasis unter
dem Begriff "Organisational Memory" (OM) Gegenstand der US-amerikanischen
Forschung.
Zahlreiche Wissenschaftsdisziplinen wie Kommunikationsforschung, Psychologie,
Soziologie, Künstliche Intelligenz, haben sich seitdem mit der Thematik
aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln befasst. Es wurde bislang viel
drum herum theorisiert, jedoch kein generell akzeptiertes, fachübergreifendes
Konzept für OM gefunden.
Die Schnittmenge aller Definitionsversuchen hebt allerdings die Kausalität
zwischen Gedächtnis und Lernen hervor. OM wird als Medium gesehen,
um aus Wissen über Vergangenes für die Zukunft zu lernen.
In der Wirtschaftsinformatik, erleben OMSysteme seit mehr als 10 Jahren
eine besondere Aufmerksamkeit. Aufgrund der verbesserten und neuen Technologien
ist es möglich, die Anforderungen an ein OM erfolgreich in die Praxis
umzusetzen. In diesem Zusammenhang wird Wissensmanagement oft als pragmatische
Umsetzung von Organisational-Learning-Konzepten interpretiert .
Unter einem Organisational Memory Information System oder kurz Organisational
Memory-System (OMS) versteht man ein Bündel von Technologien, das
eingesetzt wird, um die
Funktionen eines OM zu unterstützen. Daraus ergibt sich zwangsläufig
die Frage, was diese Funktionen sind. Aus den meisten diskutierten OM-Ansätzen
lassen sich gemeinhin folgende Kernfunktionen eines OM erkennen:
- Wissenserfassung: die Akquisition bzw. das Aufspüren von
relevanten Wissensträgern und das Dokumentieren von Wissensinhalten.
Wissenserfassung bezieht sich sowohl auf die Explizierung von Mitarbeiterwissen
als auch auf die (Neu)Erfassung bereits dokumentierter Wissensinhalte,
z. B. mittels neuer Medien oder in einer veränderten Form (grafisch
statt textuell o. ä.).
- Wissensintegration: die semantische Verknüpfung und die
physische Speicherung der Wissensdokumente auf der Basis einer logisch
integrierten Meta-Struktur. Diese Meta-Struktur sollte offen und erweiterbar
sein, so dass unterschiedliche Wissensinhalte und Medien miteinander
kombiniert werden können.
- Wissensverwendung: die Suche und Navigation nach dem für
die Lösung einer Problemstellung relevanten Wissen, dessen Selektion
und die Verteilung über Netzwerke an die beteiligten Personen sowie
die Ausgabepräsentation der Wissensinhalte.
Die obigen Ansätze spezifizieren nicht, welche Wissensformen und
-inhalte in einem OM gespeichert werden sollen, es hat sich in der Praxis
allerdings gezeigt, dass der Anwendungsbereich eines OM genau spezifiziert
werden muss. Der Anspruch, das Wissen sehr großer Bereiche, z. B.
der gesamten Unternehmung abzubilden, hat sich als nicht realistisch herausgestellt.
Aus diesem Grund hört man hin und wieder das Statement, das World
Wide Web (WWW) sei das größte Wissenssystem, das je existiert
hat. Mit Sicherheit ist diese Aussage inhaltlich richtig, jedoch in diesem
Zusammenhang wenig hilfreich.
Aufgrund der genannten Aspekte lässt sich drauf schließen,
dass ein OMS als ein computerbasiertes Informationssystem verstanden werden
kann, das
- verschiedene Basistechnologien, wie Modellierungs-, Datenbank- und
Retrievaltechnologien, kombiniert,
- um das relevante Wissen eines wohldefinierten Anwendungsfeldes,d.h.alleWissensarten,
-formen und -inhalte,
- kontinuierlich zu erfassen, zu integrieren und für zukünftige
Unternehmungs entscheidungen verwendbar zu machen.
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