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die Ist-Situation

Ich habe hier untersucht, was sich die User von einem Persönlichen Assistenten erwarten und was im Gegensatz dazu die Entwickler bei der Programmierung derselben im Sinn hatten. 
Dabei ist interessant, dass sich anscheinend die Vorstellungen der User und der Entwickler über den Leistungsumfang der Assistenten bisweilen sehr stark unterscheiden.
Aus eigener Erfahrung und aus einer Untersuchung über PDAs in der GWG des letzten Jahres ist zu schließen, dass die meisten User über Funktionen, die ihnen nicht bei der Erledigung ihrer Aufgaben helfen wenig wissen wollen und damit sehr oft nicht an Vorschlägen von Assistenten interessiert sind, die über ihr Aufgabengebiet hinausgehen. Das Dazulernen wird sehr oft als Bevormundung durch den Assistenten empfunden. Die User wollen vielmehr, dass die Software und damit auch der Assistent genau das tut, was sie verlangen und kaum mehr. Weiterführende Vorschläge sind also meist unerwünscht.

Die Entwickler wiederum gehen zum Teil einen anderen Weg. 
Es gibt die Tendenz den Assistenten wieder einen Teil ihrer Kompetenz zu entziehen, sie wieder mehr der Kontrolle der Benutzer zu unterstellen, da beobachtet wurde, dass die Benutzer das Vertrauen verloren haben, wenn der Assistent zu viele Aktionen durchführt ohne den Benutzer zu konsultieren. Zum Beispiel Microsoft scheint diesen Weg zu gehen, da der neue XP- Assistent weniger allgegenwärtig als der früherer Windowsversionen. Allerdings wird sich erst bei längerer Verwendung zeigen, ob dies nur für sein graphisches Erscheinen oder auch auf seinen Leistungsumfang gilt.
Ein gegensätzlicher Trend unter den Entwicklern geht in die Richtung die Software von der "Sklaverei durch die Menschen" zu befreien. Also Assistenten eine eigene virtuelle Persönlichkeit zu geben, die gewissermaßen Gefühle und ein eigenes Bewusstsein hat. 
Natürlich ist ein solcher Assistent noch nicht entwickelt und die Entwicklung wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen, allerdings ist meiner Ansicht nach zweifelhaft ob eine solche Software auch in Zukunft gefragt sein wird. Wer möchte schon mit seinem GPS System über die beste Route zu einem Ziel streiten. Allerdings ist nicht abstreitbar, dass die Richtung sehr interessant ist und für die AI wichtige Impulse setzten wird können. Außerdem könnten, mit abnehmender Qualifikation der Anwender und steigender Komplexität der Anwendungen, solche Assistenzsysteme, die dem Benutzer zwar sagen sollen, was er zu tun hat, aber das möglichst "menschlich" tun sollen, die einzige Möglichkeit sein, wie die Menschen auch weiterhin mit der Technik, die sie geschaffen haben, umgehen können werden.
Ein Beispiel, dass die Richtung dieser Entwicklung illustrieren soll, ist der intelligente Raum ADA. 
Hierbei handelt es sich um einen Assistenten, der in einem Raum eingebaut worden ist und mit dem Benutzer über Lichtsignale und Töne kommunizieren kann. ADA hat selbst Wünsche und ist daran interessiert die Menschen, die sich in diesem Raum befinden, kennen zu lernen. Ada ist also neugierig. (siehe auch Punkt die reale Praxis und [Institut für Neuroinformatik] )
Dieses Konzept könnte zum Beispiel auf Flug- und Bahnhöfen verwendet werden, um den Passagier zu einem bestimmten Terminal zu führen oder ihm Fragen zu beantworten. 
Ob es bei dieser Aufgabe hilfreich ist, wenn der Raum ungehalten ist, sollte man seinen Ratschlägen nicht folgen, sei dahingestellt. 
Interessant ist allerdings noch die Tatsache, dass man anscheinend wieder versucht von der graphischen Präsenz der Assistenten wegzugehen, die man zur besseren Akzeptanz immer weiter verbessert hat, und selbst die Kommunikation mit der Technik zu verstecken, diese quasi spielerisch und intuitiv zu machen. Der Assistent Ada verschwindet hinter der Anwendung, also dem Raum und tritt nur durch seine Kommunikation in den Erkenntnisbereich des Benutzers.

Die Kommunikation ist ebenfalls ein wichtiges Thema, bei dem die Auffassungen der User und der der Entwickler auseinander zu gehen scheinen. 
Zum Beispiel wurden einigen Assistenten Fähigkeiten zum Chatten und die eines „virtuellen“ Psychiaters mitgegeben. (z.B.: Prody Parrot) 
Wiederum ist es meiner Ansicht nach fraglich ob solche Features das Interesse des Konsumenten wecken. 
Auch die Möglichkeit der Kommunikation in realer Sprache mit den Assistenten erfährt immer wieder „Verbesserungen“. 
So zum Beispiel hat der Assistent Ultra Hal ein Gedächtnis und kann so aus einem Gespräch mit dem Benutzer Informationen beziehen, speichern und diese auch wiedergeben. Allerdings scheint die Kommunikationsfähigkeit des Assistenten noch etwas beschränkt und  Informationen auf diese Art und Weise einzugeben ist ebenfalls kaum effektiv, wie aus folgendem Beispiel meiner Meinung nach hervor geht. Allerdings ist hervorzuheben, dass die Eingabe von Benutzerbefehle in ganzen Sätzen oder per Sprachbefehl durchaus eine Verbesserung der Schnittstelle zum Assistenten darstellt

Abschließend ist zu sagen, dass die heutigen Assistenten häufig mehr Funktionalität bieten, als von den Benutzern im Allgemeinen verlangt wird. Diese wollen eine Software, die nur dann in Aktion tritt, wenn sie wirklich benötigt wird und nicht zu eigenständig handelt, da das oft die Effizienz einschränkt, auch wenn der Benutzer nur das Gefühl hat in seinen Tätigkeiten behindert zu werden (durch Ratschläge zum Beispiel). 
Deshalb wird die Intention der Entwickler die Technik aus der Sklaverei zu befreien wahrscheinlich nicht von den Benutzern geteilt werden.
Es bleibt abzuwarten,  was die Zukunft in dieser Richtung bringen wird.
 

Verweise auf Arbeiten anderer gruppen
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