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Strichcode (EAN)


Eine der umwälzenden Entwicklungen zur Rationalisierung innerhalb des Warenwirtschaftssystems ist die Kennzeichnung aller Waren durch einen standardisierten Strichcode, die Europäische Artikel-Numerierung (EAN). Dieser Standard der Warenkennzeichnung wurde schon 1977 in der Bundesrepublik eingeführt. Der Strichcode, dessen zentrale Verwaltung in Brüssel erfolgt, wurde bereits von 35 Ländern in der Welt übernommen. In der Bundesrepublik ist die Centrale für Corganisation (Köln) verantwortlich.

Heute sind mit dem Strichcode fast 95 Prozent aller Lebensmittelverpackungen in der Bundesrepublik Deutschland gekennzeichnet. Er ist ein maschinenlesbares Kennzeichen, das aus einem zebrastreifenartigen, rechteckigen Balkencode (=Barcode) besteht. Er entspricht einer unter dem Balken stehenden Ziffernfolge aus dem Dezimalsystem. Sollte der Scanner, über den der Strichcode gezogen wird, defekt oder der Strichcode nicht lesbar sein, so können die Ziffern eingetippt werden und der Informationsfluß bleibt gesichert.

Die dreizehnstellige Ziffernfolge bzw. der Strichcode, beinhaltet

  • eine Länderkennzeichnungsnummer
  • die Betriebsnummer
  • die individuelle Artikelnummer des Herstellers
  • eine Prüfziffer
Die Scannerkasse erfüllt die Funktion einer Registrierkasse, aber auch die entscheidende Funktion der Datenerfassung: sie ermöglicht eine eindeutige Identifikation des Artikels und Zugriff auf weitere Artikeldaten in der Datenbank:

  • Abrufen des aktuellen Preises
  • gleichzeitiges Abspeichern im Computer, welche Menge des Artikels zu welchem Zeitpunkt verkauft wird als Grundlage für die weitere Bearbeitung
  • Ausdrucken der genauen Bezeichnung des Artikels und der Mengenangabe des Artikels auf dem Kassenbon
  • Dokumentation des "Warendurchsatzes" an einer Kasse und von Leistungsmerkmalen der Kassiererin/des Kassierers.
Der Einsatz elektronischer Datenverarbeitung hat zur Folge, daß die einzelnen Bereiche eines Unternehmens immer mehr zusammengeschlossen werden. Durch den Strichcode und die elektronische Datenverarbeitung sind alle Voraussetzungen gegeben, um die Rechnungsprüfung, das Lagerwesen und die Bestellvorgänge zu automatisieren. Der Supermarkt der Zukunft wird immer weniger Bedienungspersonal beschäftigen. So wie das Abwiegen von Obst und Gemüse schon heute durch die kundenaktiven Waagen weitgehend auf den Kunden übertragen wird, wird der Kunde morgen an der Kasse selber scannen, d.h. er zieht seine Waren über den Scanner, wartet auf die ausgedruckte Rechnung und bezahlt bar an einer Zentralkasse. Neuere Entwicklungen ermöglichen es auch, den Einkauf bargeldlos mittels Kundenkarte zu erledigen.

Die Veränderungen der Tätigkeiten am Kassenarbeitsplatz sind im Zusammenhang mit den Rationalisierungsbemühungen in Industrie und Wirtschaft zu sehen. In den 60er Jahren begannen die Rationalisierungsmaßnahmen in der Industrie durch immer stärkere Automatisierung der Produktionsprozesse bis hin zum Einsatz des mikroprozeß-gesteuerten Roboters.

Durch den Einzug von Informations- und Kommunikationstechnologien vollzog sich auch ein tiefgreifender Wandel in den zentral-kaufmännischen und verwaltenden Bereichen. Diese Formen systematischer Rationalisierung sollen den inner- und überbetrieblichen Informationsfluß sichern und beschleunigen. Hinter der Nutzung dieser neuen Technologien stehen Unternehmerstrategien, die die Konkurrenzfähigkeit im internationalen Wettbewerb nur auf diesem Weg als gesichert ansehen.

Um nun die Veränderungen am Kassenarbeitsplatz im Einzelhandel zu erläutern, müssen zwei Stränge parallel verfolgt werden. Einerseits müssen Arbeitgeberinteressen berücksichtigt werden, andererseits sollen auch die konkreten Arbeitsbedingungen einer Kassiererin an einer Scannerkasse betrachtet werden.

Die These vom "Jobkiller" durch den vermehrten Einsatz neuer Technologien wird von Fachleuten der Wirtschaft mit der Begründung zu widerlegen versucht, daß Branchen, die verstärkt neue Technologien anwenden, im internationalen Wettbewerb bestehen und somit auch finanzkräftig zur Schaffung neuer Arbeitsplätze beitragen können.

Jene Branchen mußten Arbeitsplatzverluste hinnehmen, die den Einsatz moderner Arbeitsmittel nur unterdurchschnittlich erhöhten. Beschäftigungsverluste werden in erster Linie in direktem Zusammenhang mit dem Verlust an internationaler Wettbewerbsfähigkeit und einer Inlandsnachfrageschwäche gesehen (vgl. "Meta-Studie" des Bundesministeriums für Forschung und Technologie).

Die Studie gibt jedoch auch zu bedenken, daß mit der Einführung neuer Technologien innerbetriebliche Probleme auftauchen. Durch die Umsetzung auf einen anderen Arbeitsplatz mit veränderten Qualifikationsanforderungen können seelisch-geistige Belastungen verursacht werden, die vom Arbeitnehmer nur schwer bewältigt werden. Betrachtet man in diesem Zusammenhang die Entwicklung hin zum Kunden-Scanning (vgl. Arbeitsmaterialien "Supermarkt-Kunden rechnen bald selbst" ab) und weiter zum POS-Banking, d.h. Einsparung des Kassenpersonals um zwei Drittel (für 3 Kassen ist nur eine Fachkraft nötig, die den Prozeß beaufsichtigt), so stellt sich berechtigterweise die Frage, welche "Maßnahmen" das übrige Kassenpersonal ereilen.

Hier schaltet sich die Arbeitnehmerseite ein, die ihrerseits anführt, daß in den letzten Jahren im Einzelhandel Tausende von Arbeitsplätzen vernichtet worden sind. Die Arbeitnehmer sehen ihre Interessen durch die neuen Technologien bedroht.

Hinzu kommt, daß bezogen auf die Arbeitsplätze im Handel, durch Datenbanken und Personalinformationssysteme die Leistungen der Arbeitnehmer kontrolliert werden können. Der "gläserne Mensch" - zumindest der "gläserne Arbeitnehmer" scheint immer mehr Gestalt anzunehmen und sicherlich werden solche Kontrollmöglichkeiten, auch wenn sie bestimmten Vorschriften unterliegen, ihren Einfluß auf das Arbeitsklima haben. So wird in Interviews mit Kassiererinnen an Scannerkassen deutlich, daß die Kontrollmöglichkeit über ihre Arbeit und ihre Leistungen sie belastet.

Die Arbeit an den neuen Kassen wird unterschiedlich bewertet. So sind die einseitigen Bewegungen der linken Hand, das oftmalige Suchen der EAN-Codierung, das Überzeugen z.B. älterer Kunden von der Richtigkeit des Preises, das Aufklären des Zusammenhanges von Preis, Nummer und Produkt, eher belastende Momente für die Kassiererin. Als positiv wird von ihr empfunden, daß es nun kein Versehen mehr mit den Preisen gibt.

Aus Interviews mit den Kassiererinnen wurde deutlich, daß größere Zusammenhänge zwischen den Veränderungen an ihren Arbeitsplätzen und des immer stärker werdenden Einzuges neuer Technologien nicht klar gesehen werden.

 

Begrifferklärung (EAN)


Bargeldloses Bezahlen

Zu unterscheiden sind Kundenkarten zum bargeldlosen Einkauf in einem bestimmten Geschäft
  • Kreditkarten einer Kreditorganisation (z.B. Visa, Eurocard)
  • Scheckkarten der Sparkassen und Banken.
Als Code bezeichnet man ein Verschlüsselungssystem.

EAN (Stichcode/Barcode)

Europäische Artikel-Numerierung, die den Wegfall der Einzelpreisauszeichnung beim Einsatz von Scannerkassen zur Folge hat; EAN ermöglicht die computermäßige Erfassung eines Artikels (Aufbau des EAN-Codes, vgl. Arbeitsblatt Nr. 6).

Informationssysteme

sind Datenbanken, deren Inhalte nach bestimmten Merkmalen geordnet sind und mit Hilfe von Programmen miteinander verknüpft, verglichen und nach verschiedenen Gesichtspunkten zusammengestellt werden können. Die Daten lassen sich je nach Bedarf zu den unterschiedlichsten Zwecken abrufen.

Kundenkarte (Kreditkarte)

maschinenlesbare Karte mit den persönlichen Kundendaten (wie: Scheckkarte). Das Kartenlesegerät ist an die Datenkasse angeschlossen.

Kunden-Scanning

Der Kunde "scant" seine Waren selbst und zahlt die ausgedruckte Rechnung an einer Zentralkasse.

Moderne Disposition

Beobachtung und Steuerung des Warenflusses durch automatisierte Bestandsfortschreibung und Bestellmengenberechnung.

POS

Point Of Sale, Kassenplatz, an dem die wichtigsten warenwirtschaftlichen Daten anfallen.

POS-Banking

Einsatz von sogenannten Kundenkarten oder Scheckkarten an der Datenkasse. Ermöglicht in Zukunft bargeldloses Einkaufen. Die Bezahlung des Einkaufs erfolgt durch Direktabbuchung vom Kundenkonto bei der Bank durch Einzelbuchung oder durch Sammelabbuchung am Ende des Monats. Eine persönliche Identifikationsnummer ("Geheimnummer") soll Mißbrauch verhindern.

Registrierkasse

Registrierkasse, Kontrollkasse, eine Kasse, die selbsttätig den Rechnungsbetrag anzeigt. Einnahmen bzw. Ausgaben addiert bzw. substrahiert und den Betrag auf den Kontrollstreifen bucht.

Scanner

(to scan - prüfen, abtasten, ablesen) Einrichtung für das maschinelle Lesen von optischen Symbolen. Mit Hilfe eines Lichtstrahls (meistens eines Lasers) werden elektronische Impulse abhängig von dem gescanten Symbol z.B. EAN-Code) erzeugt, die von der EDV (Datenkasse) weiterverarbeitet werden.

 

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