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Interaktivität der visuellen Darstellung


Allgemeine Betrachtung

Gerade bei der visuellen Darstellung ist die Interaktivität sehr wichtig. Ausgehend von der oben gegebenen Definition von Interaktivität als Fluss von Informationen zwischen dem Computer und dem Benutzer kann man Texteditoren und Textverarbeitungssysteme folgendermaßen definieren:

„Benutzerseite“

Der Benutzer gibt einen Text als Inhalt an. Je nach dem, für welche Zwecke der Text verwendet wird, werden noch zusätzlich Informationen zum Inhalt angegeben. Diese zusätzlichen Informationen können explizit angegeben werden (wie zum Beispiel Formatierungen und dergleichen) oder schon implizit im Text verankert sein (HTML-Tags, TEX-Anweisungen und so weiter).
Zusätzlich gibt der Benutzer über die verfügbaren Eingabemöglichkeiten Kommandos zum Steuern des Programms ein (Tastaturkommandos, Befehle über Menüstruktur und so weiter).

„Computerseite“

Der Computer beziehungsweise der Texteditor erhält den Text, die Zusatzinformationen und die Steuerbefehle und reagiert mit entsprechenden Bildschirmausgaben und Aktionen. Der Benutzer erhält durch diese Ausgabe eine Rückmeldung von dem, was er eingegeben und gemacht hat. Die Bildschirmausgabe ist je nach verwendetem Programm und der zugrundeliegenden Technik mehr oder weniger aussagekräftig.

Entwicklung

Im Laufe der Zeit haben sich verschiedene Techniken zum Verarbeiten und vor allem zum Anzeigen von Texten entwickelt. Hier nun ein grober Überblick:

Zeilenorientierte Editoren

Die einfachsten Editoren sind sogenannte zeilenorientierte Editoren wie ed unter Linux und edlin aus früheren DOS-Versionen. Mit ihnen kann immer nur eine Zeile einer Datei bearbeitet werden.
Das Bearbeiten von längeren Texten ist mit diesen Editoren sehr umständlich. Formatierungen und dergleichen sind nicht vorgesehen.
Ed unterscheidet grundsätzlich zwischen einem Eingabe- und einem Befehlsmodus. Im Eingabemodus kann eine einzelne Zeile bearbeitet werden (man kann Zeichen eintippen und mit Backspace einzelne Zeichen wieder löschen. Es ist also nicht möglich, während der Eingabe Befehle zum Suchen, Anzeigen mehrerer Zeilen (wohlgemerkt ohne diese gesamt editieren zu können) einzugeben. Das Wechseln zwischen dem Eingabe- und dem Editiermodus erfolgt durch Eingabe einer neuen Zeile mit einem speziellen Zeichen (a für append, . für Befehlsmodus).
Durch die eher komplizierte Bedienung und der Einschränkungen des Anzeigebereichs beim Eingeben und beim Editieren ist die Interaktivität (eigentlich die Rückmeldung vom Programm) eingeschränkt.
Eine typische ed-Session könnte folgendermaßen aussehen:

         ed neuedatei
         a
         Das ist eine Testdatie,
         die ich
         geschrieben habe
         .
         1
         Das ist eine Testdatie
         S/ie/ei
         Das ist eine Testdatei
         w
         46
         q

Seitenorientierte Editoren

Seitenorientierte Editoren sind schon um einiges komfortabler als zeilenorientierte Editoren. Sie zeigen einen ganzen Bildschirm des Textes auf einmal an. Typische Vertreter sind wordstar, vi, joe, emacs und so weiter. Bei diesen Editoren ist es möglich, mit den Cursortasten im Text zu navigieren. Bei Änderungen sieht man nicht nur die aktuelle Zeile der Änderung sondern auch das Umfeld der ganzen Seite.
Befehle zur Steuerung und zum Eingeben von Befehlen werden meist über Tastaturkommandos eingegeben. Erst neuere Vertreter lassen sich auch mit der Maus bedienen (XEmacs, DOS-Edit...). vi unterscheidet noch zwischen einem Befehls- und einem Eingabemodus (mit ESC wechselt man vom Eingabemodus in den Befehlsmodus). Bei anderen Vertretern wie wordstar oder Emacs können Befehle während der Eingabe eingegeben werden. Dazu werden meist Kombinationen mit der STRG- und der ALT-Taste verwendet.
Das Maß an Interaktivität hat sich schon erhöht, da der Editor mehrere Zeilen gleichzeitig anzeigt. Die visuelle Darstellung wird übersichtlicher, die Interaktion für den Benutzer angenehmer. Besonders spezielle Versionen wie XEmacs sind wegen Mausbedienung, moderner Oberfläche, Syntaxhervorhebung... gut zu bedienen und haben aussagekräftige Bildschirmausgabe.

Erste Textverarbeitungssysteme

Frühe Textverarbeitungssysteme wie Works für DOS, Word für DOS und so weiter baten schon die Möglichkeit Formatierungen wie fette und kursive Schrift und verschiedene Schriftgrößen anzugeben. Die Bedienung war den seitenorientierten Editoren meist überlegen, da sie schon teilweise mit Mausunterstützung und Menüs arbeiteten.
Die Anzeige der Formatierungen war aber bei frühen Versionen meist nicht sehr aufschlussreich. Sie wurden durch Farben oder andere Hilfsmittel angezeigt. Man sah also noch immer nicht das, was man eigentlich eingegeben hatte. Dazu musste man den Text ausdrucken.
Mit dem Fortschritt der Technik wurde auch die Interaktivität immer besser. Eingaben konnten bequemer gemacht werden (Menüs, Maus...) und die Ausgabe wurde dank dem Erscheinen grafischer Systeme immer besser.

WYSIWYG-Textverarbeitungssysteme

Mit dem Erscheinen von Windows und anderen grafischen Oberflächen wurde es immer besser möglich, den Text am Bildschirm genauso darzustellen wie der Benutzer ihn formatiert hatte und wie er am Drucker aussehen sollte. Der Begriff WYSIWYG (what you see is what you get) wurde geprägt. Berühmte Vertreter dieser Gattung sind WinWord, WordPerfect, früher noch AmiPro...
Die Möglichkeiten zum Gestalten des Texts wurden immer umfangreicher und auch die Steuerung des Programms wurde stark vereinfacht und wirkt sich meist direkt auf die Ausgabe des Texts aus.
Dadurch ist ein hohes Maß an Interaktion gegeben.

Spezialeditoren

Editoren für HTML, TEX oder Programmiersprachen sind mit speziellen Formen der Interaktion verbunden. So kann ein HTML-Editor auf die Eingabe des HTML-Codes mit der Ausgabe der kompletten Seite reagieren. Der Benutzer gibt HTML-Tags und die Inhalte ein, und sieht neben dem Quellcode die dargestellte Seite.
Programme wie Dreamweaver gehen einen noch anderen Weg. Man muss nicht mal mehr den Text eingeben sondern „klickt“ sich die Website einfach zusammen. HTML wird dann für den Benutzer (beinahe) unsichtbar. Diese Form der Interaktivität ist besonders für unerfahrene Benutzer ideal.

>Unterstützung des Benutzers durch Meta-UI (Assistenten, Wizards)
 

>Entstehung | Ausbreitung | Verlierer | Vergleich | Sicherheit | Veränderung | Auswirkungen | Interaktiv | Zukunft