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Theoretische Konzepte


Lochkarteneditor

Eine erste Art von „Editor“ stellten die Lochkartenstanzer dar. Eine Lochkarte bestand aus 80 Spalten, in denen jeweils ein Zeichen durch eine Kombination von Löchern dargestellt werden konnte. Wurde eine Karte fehlerhaft gestanzt, musste eine neue erstellt werden, wobei jedoch die Möglichkeit bestand, die fehlerhafte Karte in den Eingabeschacht einzulegen, um mit deren Hilfe die korrigierte Karte zu erstellen. Man konnte dabei:

  • Zeichen von der fehlerhaften Karte auf die neue kopieren.

  • Zeichen auf der fehlerhaften Karte überspringen, ohne die neue Karte voran zu bewegen.

  • Zeichen auf der neuen Karte stanzen, ohne die fehlerhafte Karte voran zu bewegen.

Zeileneditor

Zeileneditoren orientierten sich am Modell des Lochkarteneditors. Texte wurden als Folge von Zeilen angesehen und dem Benutzer wurde jeweils eine von ihm ausgewählte Zeile zur Ansicht und zur Korrektur angeboten. Ein ähnliches Prinzip verfolgten die ersten elektrischen Schreibmaschinen, bei denen ebenfalls die Möglichkeit bestand, einmal geschriebene Zeilen aus dem Speicher zu laden und zu editieren.

Die ersten Zeileneditoren hatten die Einschränkung, dass nur Zeilen mit fixer Länge verarbeitet werden konnten. Spätere Modelle ermöglichten Zeilen mit variabler Länge, wobei dann jedoch längere Zeilen nicht in einer Bildschirmzeile dargestellt werden konnten, sondern auf mehrere Bildschirmzeilen umgebrochen wurden.

Zur Bearbeitung des Textes waren die Zeilen im Text durchnummeriert. Durch die Eingabe einer Zeilennummer war es möglich, die betreffende Zeile anzuzeigen, zu löschen oder zu kopieren. Zeilen einfügen konnte man durch Angabe einer Nummer, die zwischen zwei bestehenden Zeilen liegt. Die Korrektur einer vorhandenen Zeile erfolgte dadurch, dass der Benutzer eine Korrekturzeile unter die zu ändernde Zeile schrieb. Ein ‚x’ unter einem Zeichen hieß z.B. „Zeichen löschen“, ein ‚i’ vor einer Zeichenkette und unter einem Zeichen besagte, dass die Zeichenkette vor oder hinter diesem Zeichen eingefügt werden sollte.

Beispiel: EDT des BS2000-Betriebssystems von Siemens

Stromeditor

Stromeditoren betrachteten den gesamten Text als Strom von Zeichen. Damit war es möglich, Editier- und Suchfunktionen über den ganzen Text durchzuführen. Dabei wurden die Zeilenenden durch spezielle Zeichen dargestellt, die wie jedes andere Zeichen editiert werden konnten.

Beispiel: TECO der Digital Equipment Corporation (1973, seitenweise Bearbeitung einer Datei)

Bildschirmorientierte Editoren

Diese Editoren ermöglichten ein komfortableres Editieren, indem sie Textcursor (adressierbare Textmarken) zur Verfügung stellten. Dieser Cursor konnte im Text bewegt werden, und damit war es nicht mehr notwendig, bei jedem Editierkommando die Zeile bzw. Spalte explizit anzugeben. Dabei war es möglich, an der aktuellen Cursorposition Zeichen vorwärts sowie rückwärts zu löschen, vorhandenen Zeichen zu überschreiben und neue einzufügen. Dabei wird der gesamte Bildschirm als Betrachtungsausschnitt zur Verfügung gestellt.

Beispiele: vi (1980), emacs (1981)

Editoren mit grafischer Oberfläche

Die grafische Benutzeroberfläche ermöglicht es den Editoren, Text- (wie Fett, Kursiv etc.) und Seitenformatierungen (Seitenumbrüche etc.) am Bildschirm auszugeben. Weiters besteht die Möglichkeit, Zeigeinstrumente (wie Maus, Trackball etc.) zu verwenden. Dadurch kann man z.B. Dateien durch Anklicken öffnen, Kommandos durch Anklicken einer ent-sprechenden Schaltfläche (Icons) ausführen, Menüs auf- und zumachen, Menüpunkte auswählen oder Textstellen markieren. Diese Textstellen können wiederum ausgeschnitten, kopiert und an anderer Stelle eingefügt werden.

Beispiel: Xerox STAR (1982, erstes kommerzielles System dieser Art)

Struktureditoren

Manche Textsorten, z.B. Programme, haben eine Struktur, die durch ein System von Regeln festgelegt ist (eine Grammatik). Nur Zeichenketten, die dieser Grammatik entsprechen, werden als korrekt akzeptiert. In Struktureditoren (oder syntaxorientierten Editoren) ist dieses Wissen über den Aufbau der Programme verpackt, sodass sie nur syntaktisch korrekte Zeichenketten akzeptieren. Über diese Prüfung hinaus können natürlich auch automatisch begonnene Ausdrücke vervollständigt werden, um dem Anwender Schreibarbeit abzunehmen.

Beispiel: MS-Visual Basic

Hypertexteditoren

Hypertexte enthalten zusätzlich zu Text-Elementen als neue Elemente Verweise (Links), die in der HTML-Quelle textuell dargestellt werden. Solche Quelltexte sind genau wie normaler Text editierbar. Hypertexteditoren unterstützen den Anwender bei der Erstellung dieser Verweise, indem z.B. in einer Fensterleiste die wesentlichen Bestandteile von HTML-Dokumenten angeboten werden, die mit der Maus an beliebiger Stelle im Text ein-gefügt werden können. Der Editor fragt nach notwendigen Zusatzinformationen und er-zeugt dann die entsprechende HTML-Spezifikation. Weiters werden vielfältige Vorlagen etc. angeboten.

Beispiel: Netscape Composer, MS-Frontpage

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