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Kapitel 4
Prozessmodelling

4.1 Strategien zur Entwiclung von Konzepten zur Workflowmodellierung

 Die Vielfalt an kommerziellen WFMS und Forschungsprototypen hatte die Entwicklung unterschiedlich ausgeprägter Ansätze zur Spezifikation von WFs zur Folge. Die Unterschiede Bezüglich der Ausdrucksmächtigkeit und Leistungsfähigkeit lassen sich auf mehrere Ursachen zurückführen. So lassen sich Workflowmodellierungskonzepte aus vorhandenen Konzepten für die Modellierung der Arbeitsabläufe erstellen oder durch Anpassung von Methoden konzipieren, die für die Entwicklung komplexer Vorhaben entwickelt wurden. Hersteller von Groupware-Produkten sehen eine Realisierung zusätzlicher Marktchancen darin, das sie das Spektrum der Abdeckung des Workflow-Kontinuums ihrer Produktein Richtung strukturierter Arbeitsabläufe zu erweitern versuchen. Anbieter von betriebswitschaftlichen Softwareprodukten (mehr dazu > software@software-entwicklungsmodelle) ergänzen ihre funktional ausgerichteten Produkte mit Workflowfunktionalitäten, für das ebefalls ein Workflowmodellierungskonzept erforderlich ist.

Die Abb. 4.1 zeigt einen Vorschlag zur Klazifizierung möglicher Strategien für die Entwicklung von Workflowkonzepten.



  Abb.4.1: Strategien zur Entwicklung von Modellierungskonzepten

  • Implementierende Strategie

    Sie geht als Top-Down-Ansatz von einem vorhandenem Modellierungskonzept aus, das zur Beschreibung von Arbeitsabläufen entwickelt wurde und versucht dieses Konzept für die Workflowmodellierung durch Detaillierung und Verfeinerung auf die Belange der Workflowmodellierung anzupassen. Die Problematik des Implementierungsansatzes besteht darin dass wesentliche Bestandteile der Ausgangsmethode in die angepasste Methode übernommen werden müssen, obwohl sie für die Workflowmodellierung nicht vollständig notwendig sind, aber aus Gründen der Durchgängigkeit und Vollständigkeit des Gesamtansatzes dennoch erforderlich sind. Methoden die der Dokumentation der Arbeitsabläufe dienen brauchen noch dazu eine stärkere Präzisierung der Syntax, für deren Ausführung.

  • Applikative Strategie
    Applikative Strategien verfolgen einen Bottom-Up-Ansatz, der eine Allgemeine Basismethode zur Beschreibung der Prozessen verwendet und diese auf das Problem der Workflowmodellierung anwendet. Bespiel dafür sind Petri-Netze. Der Hauptnachteil dieses Ansatzes liegt darin begründet dass die möglichen einsetzbaren Basismethoden von der Annahme stark strukturierter Abläufe ausgehen.

  • Abbildende Strategie
    Die Beobachtung von Arbeitsabläufen in der Realität und die Abbildung der dort eingesetzten Hilfsmittel in Konzepte der Workflowmodellierung ist Gegenstand der abbildenden Strategie. Ein Vorteil dieses Ansatzes ist seine konsequente Orientierung an den Erfordernissen der Realität.

  • Adaptive Strategie
    Die Adaptive Strategie basiert anders als die implementierende Strategie nicht auf Modellierungsmethoden für die Arbeitsabläufe, sondern auf Modellierungskonzepten für weiter entfernte Arbeitsgebiete. Sie verwenden Methoden die für die Entwicklung komplexer Vorhaben konzipiert wurden und passt diese an die Belange der Workflowmodellierung an. Nachteilig ist der bereits von der implementierenden Strategie bekannte Aspekte der Notwendigkeit ggf. überflüssige Modellierungsinhalte aus Gründen der Methodenvollständigkeit zu verwenden.

  • Integrierende Strategie
    Zum lösen des Problems, die funktional ausgerichteten Teilmodule der Softwares prozessbezogen zu integrieren um die Kundenanforderungen hinsichtlich einer Funktion und damit Modulübergreifenden Geschäftsprozessunterstützung zu erfüllen kommt die Integration Strategie in Einsatz.


  • 4.2 Methoden der Prozessmodellierung

     Im Rahmen der business Reengineering erfolgt eine Analyse von IST und SOLL Geschäftsprozessen sowie deren Gestaltung und Dokumentation. Diese Aufgaben erfordern eine geeignete Form der Geschäftsprozessbeschreibung. Hierzu werden die Geschäftsprozessmodelle erstellt welche die Merkmale des Geschäftsprozesses formal beschreiben. Workflowmodelle dienen den detaillierten Spezifikation der Geschäftsprozesse mit dem Ziel eine Ausführung durch ein WFMS. Die werden aus Geschäftsprozessmodellen durch Verfeinerung und Anreicherung mit Ausführungsrelevanten Informationen abgeleitet. Die formale Beschreibung der Geschäftsprozesse mit Modellen wird als Geschäftsprozessmodellierung bezeichnet.


    4.3 Analyse Diagrammbasierter Methoden der Prozessmodellierung

    4.3.1 Kriterien für eine Methodenanalyse


     1. Kontrollfluss; Möglichkeiten zur Spezifikation des Kontrollflusses unter Berücksichtigung von Ablaufalternativen wie z.B. Verzweigung und Zusammenführung von Teilprozessen sowie Möglichkeiten zur Abbildung von bedingten und unbedingten Verzweigung.
    2. Datenfluss; Möglichkeiten zur Spezifikation des Datenfluss unter Berücksichtigung der expliziten Darstellung von Applikations- und Workflowdaten.
    3. Prozessaktivitäten; Darstellung von Prozessaktivitäten unter Berücksichtigung der Darstellungsmöglichkeiten von manuellen und Computerunterstützen Aktivitäten.
    4. Hierarchisierung des Prozessmodells; Möglichkeiten zur Spezifikation von vertikalen Hierarchisierung des Prozessmodells.
    5. Prozessverknüpfung; Möglichkeiten zur Spezifikation von horizontalen Prozessverknüpfungen auf gleichem Abstraktionsniveau.
    6. Organisationsmodellierung; Spezifikation von Organisationselementen, insbesondere von Organisationseinheiten, Stellen, Rollen und Mitarbeitern.
    7. Datenstrukturen; Spezifikation von Daten- und Informationsstrukturen.
    8. Ressourcen; Spezifikation von allgemeinen Ressourcen zur Unterstützung der Prozesse.( Telephon, Telefax).
    9. Semantik des Arbeitsformulars; Verfügbarkeit strukturierter Arbeitsformulare oder sonstige Darstellungsformen zur Aufnahme semantischer Inhalt des Prozessmodells zur Verbesserung der übersichtlichkeit und Lesbarkeit der Darstellungen.
    10. Sichtenkonzept; Gliederung des Gesamtmodells in Unterschiedlichen Teilsichten zur Reduktion der Komplexität, Erhöhung der übersichtlichkeit oder der Möglichkeit, Details ein oder auszublenden. Mehr dazu > übersichtlichkeit@visualisierung/sichtbarkeit .
    11. Metamodell; Festlegung des Beschreibungsrahmens des Modellierungskonzeptes durch ein Metamodell, das die Grundlage für die Notationselemente, deren Syntax und Semantik bildet.


    4.3.2 Petri-Netze

      Petri-Netze und hieraus weiterentwickelten Methoden werden häufig zur Modellierung von Geschäftsprozessen und WFs eingesetzt. Petri-Netze beruhen auf den Grundlegende Arbeiten Carl-Adam-Petri . Formal betrachtet ist ein Petri-Netz ein gerichteter Graph, der aus zwei Arten von Knoten besteht. Stellen werden durch Kreise dargestellt, die repräsentieren statische Zustände von Prozessen. Transitionen werden als Rechteck dargestellt und repräsentieren die Umformungen von Informationen. Kanten verbinden jeweils unterschiedliche Arten von Knoten und stellen die Flussrelation zwischen den Knoten dar. Es gibt zwei Variante von Petri-Netzen : Einfache und höhere Petri-Netze.
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